Adventures on the emerald isle!

Erschienen am 3. September 2017 in Stammesleben

Ein Stamm geht in Irland auf Entdeckungsreise – Stammeslager 2017

The emerald isle, die smaragdgrüne Insel. So zumindest wird Irland im Volksmund bezeichnet. Insgesamt 81 Pfadfinderinnen und Pfadfinder des Stammes Sankt Walburga Walberberg konnten sich in dem diesjährigen Stammeslager selbst ein Bild von der üppigen Flora Irlands machen.

„Ziehen Sie bitte ihren Gürtel und ihre Schuhe aus. Und bitte auch Ihr Halstuch. Leeren Sie bitte auch Ihre Hosentaschen aus. Schlüssel etc. müssen auch in die Kiste.“ Wir befinden uns am Flughafen. Es ist der 08.08.2017 gegen 14 Uhr, der zweite Anreisetag für den Stamm Sankt Walburga auf ihrem Weg nach Irland. Während die erste Gruppe bereits mit dem Aufbau der Zelte beschäftigt ist, befinden wir uns noch im Flughafendschungel zwischen Sicherheitskontrolle, Passkontrolle, Wartezeit und Boarding. „Könnten Sie bitte einmal Ihren Rucksack öffnen? Uns ist da im vorderen Fach etwas aufgefallen.“ „Das ist meine Beißschiene, die trage ich nachts. Die hat mir mein Zahnarzt verschrieben.“

Endlich geschafft. Wir sitzen im Flugzeug. Die Flugbegleiter führen gerade vor, wie die Sauerstoffmasken aufgesetzt werden sollten und erklären die Funktionsweise der Schwimmweste. Selbstverständlich reine Routine, kein Grund zur Beunruhigung. Schnell noch ein letztes Mal durchzählen 1,2,3… Alle Kinder beisammen, kein Leiter wird vermisst. Die erste Teilmission ist erfolgreich abgeschlossen. Das Worst-Case-Szenario von dem abhanden gekommenen Kind, das schreiend auf dem Rollfeld neben dem startenden Flugzeug herläuft, hat sich dann doch nur in meinem Kopf abgespielt.

Am Flughafen in Dublin angekommen, ging es mit dem Reisebus weiter in Richtung Lagerplatz in Collon im County Louth. (Linksverkehr ist nichts für schwache Mägen!). Nach einem gemeinsamen Abendessen und einer kurzen Lagerrunde ging es dann auch schon ins Bett, denn am Mittwoch stand uns ein anstrengender Aufbautag bevor.

Donnerstag, Woche 1: Wir befinden uns im 14. Jahrhundert, Mittelalter. Die Pest, der schwarze Tod greift um sich und rafft einen Großteil der Bevölkerung dahin. Ein sagenumwobener Zaubertrank soll die Kraft besitzen, die Kranken zu heilen. Fünf irische Stämme befinden sich in einem erbitterten Wettstreit darum, die kostbaren Ingredienzien des Zaubertrankes zu sammeln. Unter diesem Motto fand das diesjährige Geländespiel statt, bei dem Pfadfinderinnen und Pfadfinder ihre Fähigkeiten zum Lösen verschiedenster Aufgaben einsetzen mussten, um an die wertvollen Zutaten des Tranks zu gelangen. Neben dieser Herausforderung mussten sie sich außerdem in der Königsdisziplin, dem Bändchenkampf messen und ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen.

„Es ist eine gefährliche Sache, aus deiner Tür hinauszugehen. Du betrittst die Straße und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen“: In einem Land wie Irland überfällt einen zwangsläufig früher oder später die Wanderlust. Aus diesem Grund machten sich einige Gruppen auf, einen Hike zum Meer hin zu wagen. Über Stock und Stein, aber vor allem am Straßenrand entlang mit Warnwesten ausgestattet, führte sie ihr Weg 20 Kilometer in Richtung Osten auf ein fabelhaftes Plätzchen mit Meerblick. Die Wölflinge 1, für die Irland das erste Lager war und die bis dahin noch grün hinter den Ohren gewesen waren, schlossen ihr Abenteuer am Meer mit ihrem ersten Versprechen ab und kehrten mit stolzgeschwellter Brust und orangefarbenem Halstuch auf den Lagerplatz zurück. Auch die Wölflinge 2 sollten in diesem Lager nach einer spannenden Wanderung zur Küste ihr erstes Versprechen ablegen.

Montag, 2. Woche – Wasser marsch! Nach dem wir in der ersten Woche weitestgehend vom Regen verschont wurden, startete die zweite Woche mit heftigen Regenfällen, die unseren Lagerplatz vorübergehend unter Wasser setzten. Kurzerhand widmeten wir uns gemeinsam dem neuen Tagesprogrammpunkt „Findet einen trockenen Schlafplatz für alle“.

Alarm Alarm! – Es ist Nacht geworden. Der Lagerplatz wirkt verlassen. Leises Schnarchen ist von den Zelten her zu hören, die mit der Dunkelheit zu verschmelzen scheinen. Nur die Nachtwache sitzt an ihrem Platz in der Nähe des Bannermastes. Das Banner zu beschützen gehört mit zu den wichtigsten Aufgaben eines Pfadfinders und diese ehrenvolle Aufgabe wird stets selbstlos übernommen. „Gehst du jetzt mal eine Runde? Ich bin eben schon gegangen.“ „Ne, ich bin viel zu müde. Geh du nochmal.“ Wachsam und mit geschärften Sinnen, ist die Nachtwache stets darauf vorbereitet, das Banner unter allen Umständen zu verteidigen. Plötzlich ist ein Geräusch zu hören. Da ist jemand am Rande des Lagerplatzes. Alarm! Alarm! Stimmengewirr und Gebrüll erfüllen den Lagerplatz. Alle Pfadfinder stürmen aus ihren Zelten zum Bannermast. Manche ohne Schuhe, manche mit ihren Kissen. Die Leiter und die älteren Pfadfinder versuchen die Eindringlinge zu fangen. Da es zuvor stark geregnet hatte, ähnelte der Lagerplatz eher einem Sumpfgebiet als einer Wiese. Schnell waren die Angreifer gefasst und alle konnten sich wieder in ihren gemütlichen Schlafsäcken einkuscheln.

Wir fahren nach Dublin! – Am 15.08.  fuhren wir mit dem ganzen Stamm nach Dublin. Neben diversen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel dem Dublin Castle oder der Dublin’s City Hall durfte ein Abstecher nach Temple Bar natürlich nicht fehlen. Enge Kopfsteinpflasterstraßen gesäumt von farbenfrohen Pubs und Restaurants mit Livemusik, Theater- und Musikbühnen, sowie Souvenirläden zeichnen diesen Teil der Stadt aus, der sehr schön anzusehen ist. Neben einem Einblick in die Geschichte der Stadt Dublin blieb genug Zeit, die traditionelle irische Küche zu kosten (z.B. Irish Stew) und für eine ausgedehnte Shoppingtour.

Kajaking – Auf in die Wellen! Wasser spritzte den Kindern ins Gesicht, als sie nacheinander in ihren Zweiern die Stromschnellen mit erhöhter Geschwindigkeit hinunterschossen. Ausgestattet mit Schwimmwesten und Helmen nahmen die Pfadi 3 an einer dreistündigen Kajak-Tour auf dem Fluss Boyne teil. Anfängliche Anspannung und Zurückhaltung wich mit zunehmender Fahrtzeit einer freudigen Erwartung auf die nächste Stromschnelle und auf den nächsten Adrenalinkick. Begleitet wurden wir von drei erfahrenen Kajak Guides, die uns an den anspruchsvolleren Abfahrten unterstützt haben und mit ihrer lustigen Art und Weise für eine lockere Atmosphäre gesorgt haben.

„Sehr geehrter Mr. Potter, wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind.“ – Im Sinne der Zauberergemeinschaft veranstalteten wir in diesem Jahr die Lagerolympiade. Alle Pfadfinderinnen und Pfadfinder wurden zunächst den vier Häusern der Hogwarts-Schule zugeteilt und mussten ihre zauberischen Künste unter anderem im Zaubertrankunterricht oder in „Verteidigung gegen die Dunklen Künste“ unter Beweis stellen. Nach dem der Unterricht abgeschlossen war, fand am Nachmittag ein großes Quidditch Turnier statt, bei dem die vier Häuser gegeneinander antraten.  Unter den strengen Augen der Schiedsrichter lieferten sich die Teams einen atemberaubenden Wettstreit auf dem Rücken ihrer Besen in schwindelerregender Höhe. Zur Feier des Tages fand am Abend abschließend ein Festball statt, bei dem ausgelassen getanzt und gefeiert wurde. Doch zuvor wurden die diesjährigen Sieger des Haus- und Quidditch-Pokals Gryffindor und Slytherin von Professor Dumbledore bekannt gegeben.

Der Lageralltag – Neben all den Aktivitäten, die wir als Stamm, oder als einzelne Gruppen unternommen haben, gab es am Lagerplatz viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen. Das umliegende Waldgebiet mit einem angelegten Labyrinth bot genügend Platz für körperliche Aktivität und Raum zum Nachdenken und zum Träumen. Gemeinsam genossen wir außerdem das Beisammensein am Feuer bei der allabendlichen Lagerrunde. Oft aßen wir im Schein der Flammen unser Abendbrot, gaben Lieder zum Besten und ließen den Tag ausklingen. Am vorletzten Abend überraschten die frischgebackenen Rover uns mit einer eigenhändig vorbereiteten Nachtwanderung durch das angrenzende Waldgebiet. Tapfer stellten sich alle Mitglieder unseres Stammes dieser schaurig schönen Herausforderung.

Am 21. und 22.08. verließen wir in wie schon auf der Hinreise in zwei Gruppen den Lagerplatz in Richtung Dublin Flughafen. Ein weiteres schönes Lager in der Geschichte des Stammes Sankt Walburga Walberberg ging zu Ende. Was bleibt, sind die Erinnerungen und Eindrücke jedes einzelnen. In diesem Sinne bedanken wir uns als Stamm ganz herzlich bei dem irischen Pfadfinderstamm aus Collon, die uns ihren Lagerplatz zur Verfügung gestellt haben und bei David Walsh für seine Unterstützung im Vorfeld und vor Ort. Außerdem bedanken wir uns ganz herzlich bei all denen, die uns von Deutschland aus bei der Umsetzung dieses Stammeslagers unter die Arme gegriffen haben. Ein großes Dankeschön geht ebenfalls an das unermüdliche Küchenteam für die täglichen stets wohlschmeckenden Mahlzeiten. Last but not least bedanken sich die Leiter bei all den Kindern, die sich dazu entschlossen haben, diese abenteuerliche Reise gemeinsam anzutreten. Aber wie sagt man, nach dem Sommerlager ist vor dem Sommerlager. Also frisch ans Werk!

Nadim Schöneseiffen